Sexist Globes
- Nina
- 19. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept. 2024

Frauen leiden täglich unter dem Patriarchat. Prominente Frauen bekommen dies nur allzu oft öffentlich zu spüren. Aufhänger für diesen Beitrag sind die diesjährigen Golden Globes.
In der ersten Januarwoche 2024 fand die Verleihung einer der höchsten Auszeichnungen der Filmindustrie, die Golden Globes statt. Seit den 40er Jahren werden dort Auszeichnungen in filmrelevanten Kategorien verteilt. Dieses Jahr bekamen die Golden Globes starke mediale Aufmerksamkeit durch Jo Koy; dieser erhielt durch seine Moderation eine Menge Kritik.
Doch wieso gab es so viel Kritik?
Der Comedian brachte bei seiner Moderation fragwürdige Witze, die nicht nur vor Ort für entsetzte Gesichter sorgten, sondern auch für einen gewaltigen Online-Shitstorm. Einer davon bezog sich auf den erfolgreichen Spielfilm von Greta Gerwig: „Barbie“.
„The key moment in Barbie is when she goes from perfect beauty to bad breath, cellulite and flat feet or what casting directors call: character actor.“
[Der Schlüsselmoment in Barbie ist, wenn sie von der perfekten Schönheit zu jemandem mit schlechtem Atem, Cellulite und flachen Füßen wird. Oder wie Casting Directors sagen würden: Charakter-Rollen.]
Barbie hat vielen Frauen nicht nur durch den diversen Cast eine Stimme gegeben, sondern auch durch das Aufzeigen der strukturellen Defizite unserer Gesellschaft. Besonders beindruckend, wenn man heranzieht, dass gerade die Film-Industrie seit Jahren in der Kritik steht, Frauen zu benachteiligen. Einen Film, der auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam macht, so offen sexistisch zu beleidigen, muss man erst mal schaffen.
Man kann knapp sagen:
Den Film hat er nicht verstanden.
Doch erfolgreiche Frauen reduzieren kann er gut:
„The big difference between the Golden Globes and the NFL: On the Golden Globes we have fewer camera shots of Taylor Swift.“
[Der große Unterschied zwischen den Golden Globes und der NFL: Die Golden Globes haben weniger Bildaufnahmen von Taylor Swift.]
Der Witz bezieht sich auf die vergangene Football-Saison. Taylor Swift besuchte mehrere Spiele der Chiefs, um ihren Partner anzufeuern. Doch vermutlich haben das die meisten mitbekommen, dies war schließlich im letzten halben Jahr jede Woche in der (Klatsch-)Presse.
Nach den Golden Globes äußerte Jo Koy sich in einem Interview mit GMA folgendermaßen zu der Kritik, die sein Witz hervorbrachte:
“I think it was when the Taylor [Swift] one was just a little flat…It was a weird joke, I guess. But it was more on the NFL… I was trying to make fun of the NFL using cutaways and how the Globes didn’t have to do that. So it was more of a jab toward the NFL. But it just didn’t come out that way.”
[Ich denke, der Taylor-Witz war etwas flach... Es war ein seltsamer Witz, denke ich. Aber er war mehr über die NFL... Ich habe versucht, mich über die NFL und ihre Schnitte lustig zu machen und dass die Golden Globes das nicht nötig haben. Also war es mehr gegen die NFL. Aber es kam einfach nicht so an.]
Schlechter Witz. Schlechte Rechtfertigung.
Seit Beginn der Beziehung von Travis Kelce und Taylor ist sie die Leidtragende dafür, dass sie bei NFL-Spielen gefilmt wird. Wie immer heißt es in den Medien, dass sie gerne mehr Aufmerksamkeit, mehr Fame und mehr Presse „abbekommen“ möchte und dass sie zu viel Raum einnimmt, wenn sie NFL-Spiele besucht. All diese Vorwürfe, weil sie Zuschauerin im Stadion ist. Altbekannte misogyne Stigmata von der Frau, die zu viel Raum einnimmt.
Abgesehen davon, dass Taylor Swift eine der erfolgreichsten Künstler*innen der Welt ist und mit ihrer jetzigen Welttournee und ihrem neuen Album, das einen Rekord nach dem anderen schlägt, sicher nicht auf die Aufmerksamkeit der NFL angewiesen ist. Es ist auch das gleichbleibende sexistische Vorurteil von der Frau, die sich ihre Karriere nicht selbst verdient hat. Das Narrativ von Taylor Swift, die sich an erfolgreichen Männern bereichern möchte und anschließend Songs darüber schreibt, um mehr Profit daraus zu schlagen, ist demnach nichts Neues. Seit dem Beginn ihrer Karriere trifft sie genau dieser Vorwurf.
In einem Interview mit dem Radiosender DayFMSydney äußert sich die Songwriterin dazu folgendermaßen:
„You’re going to have people who are going to say, “Oh, you know, like, she just writes songs about her ex-boyfriends.” And I think frankly that’s a very sexist angle to take. No one says that about Ed Sheeran. No one says that about Bruno Mars. They’re all writing songs about their exes, their current girlfriends, their love life, and no one raises the red flag there.“
[Du wirst immer Menschen haben, die sagen: „Oh, weißt du, sie schreibt nur Lieder über ihre Ex-Freunde.“ Und ich denke, das ist eine sexistische Sichtweise. Niemand sagt das über Ed Sheeran. Niemand sagt das über Bruno Mars. Sie alle schreiben Lieder über ihre Exfreundinnen, ihre momentanen Freundinnen, ihr Liebesleben und niemand erhebt da eine rote Flagge.]
Jo Koys sexistischer Witz:
Nichts Neues.
Frauen, die in männlich dominierten Branchen erfolgreich sind, zu diffamieren, damit man bloß nicht zugeben muss, dass sie geniale Geschäftsfrauen sind.
Nichts Neues.
Erfolgreiche Frauen, die muss man einfach hassen.






